Thema: rezension

Blutleer und uninspiriert - der neue Wendlandkrimi

Am Samstag läuft im ZDF der zweite Wendlandkrimi mit Ulrich Noethen. Titel "Stiller und das große Schweigen". Wir haben ihn uns in der Mediathek angeschaut - und relativ bald das Interesse verloren.

Warum das ZDF meinte, eine "Wendland"-Krimireihe auflegen zu müssen, bleibt im Dunkeln. Mit dem Landstrich zwischen Elbe und Drawehn hat "Stiller und das große Schweigen" jedenfalls wenig zu tun. Ein paar schicke Landschaftsaufnahmen und ein bisschen dunkle Altstadstraßen mit Kopfsteinpflaster. Das ist das Individuelle in diesem Krimi. Ansonsten könnte der Film überall im norddeutschen Raum in Flussnähe spielen. Wäre ja nicht so schlimm, wenn er wenigstens atmosphärische Dichte und Spannung hätte. Doch auch das hat der zweite Film in der "Wendland"- Reihe nicht.

Schade. Denn es gäbe viele Motive und Chancen, im Wendland eine spannende Story in einem atmosphärisch dichten, inspirierenden Raum zu inszenieren: skurrile Figuren, beinahe archaische  Rundlingsdörfer sowie eine "geschichtsträchtige Region mit dem „Mythos von der ‚Republik Freies Wendland‘" (Rainer Tittelbach).

Nicht nur "Sörensen" oder "Spreewaldkrimi" haben gezeigt, wie das geht. Aber einfallslose Versatzstücke wie Schwenks über die Landschaft reichen nicht aus, Atmosphäre zu schaffen, sie erinnern an platte Vorabendserien wie "Sturm der Liebe", wo zum Überblenden gerne ein Schwenk über die Landschaft eingefügt wird. 

Das genügt den Machern offenbar, um den Titel "Wendland" zu rechtfertigen. Auch der mehrfach eingestreute Hinweis (und das Rezept) auf die wendländische Hochzeitssuppe wirkt wie ein uninspirierter Versuch, regionale Eigenheiten einzuflechten. Das Milieu in dem Stiller nach Spuren sucht, bleibt vage und austauschbar. 

Die Story reißt es auch nicht raus: Ein seit Jahrzehnten verschollener Mann taucht völlig verwahrlost und schweigend in Stillers Garten auf. Es entspinnt sich ein Familiendrama, dass in DDR-Zeiten seinen Ursprung hatte. Motive, die in anderen Krimis schon wesentlich spannender inszeniert worden sind.

Fazit: Mensch kann "Stiller und das große Schweigen" ohne große Aufregung anschauen, mensch kann es aber auch bleiben lassen. Wikipedia-Autoren sehen das wohl ähnlich: Es gibt über die Serie nur einen recht dürren Eintrag.
  

Foto | ZDF/Manju Sawhney




2024-03-04 ; von Angelika Blank (text),
in Lüchow-Dannenberg, 29, Deutschland

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