Das war 2012 - der Jahresrückblick

Die Welt ist in 2012 nicht untergegangen und den Landkreis Lüchow-Dannenberg gibt es auch noch. Beides hätte so Mancher am Anfang des Jahres nicht für möglich gehalten. Was neben Weltuntergang und Kreiserhalt wendlandnet sonst noch beschäftigte

KANN DER LANDKREIS ERHALTEN WERDEN?

Das ganze Jahr hindurch beschäftigte die Kreispolitiker, wie es möglich sein könnte, den Landkreis zu erhalten. Eine Online-Bürgerbefragung sowie vehemente Bürgerinitiativen brachten sowohl Verwaltung wie Politik in Wallung. Nach einer wirren Kreistags-Diskussion beschloss das Gremium am 04.06.2012, den Spagat zu wagen und beauftragte den Landrat, sowohl Verhandlungen über mögliche Fusionen aufzunehmen, aber gleichzeitig mit einem straffen Sparkonzept zu versuchen, mit dem Land den sogenannten "Zukunftsvertrag" abzuschließen, mit dem die Übernahme von 75 % der Kassenkredite durch das Land Niedersachsen verbunden wären. 

Ende des Jahres dann das "Mysterium von Lüchow-Dannenberg": statt einem erwarteten Millionen-Neudefizit legten die Finanzstrategen einen Haushaltsplan für 2013 vor, der sogar ein kleines Plus von 64500 Euro auswies. Möglich wurde dies durch Sparmaßnahmen, eine Verbesserung bei den Steuer-Einnahmen, höheren Bezuschussungen von Bund und Land und nicht zuletzt durch die Neueinrichtung von 15 Geschwindigkeitsmeßanlagen, die ab nächstem Jahr rd. 800 000 Euro in die Landkreiskassen spülen sollen. Nun hofft man, dass das Land sich auf einen Zukunftsvertrag einlässt. Ein erstes positives Signal kam bereits vor Weihnachten: das Land genehmigte eine Bedarfszuweisung in Millionenhöhe.

(K)EIN EINKAUFSZENTRUM FÜR DANNENBERG

In Dannenberg sorgen die Pläne, am Rande der Stadt ein Einkaufscenter einzurichten, auf erbitterten Widerstand von Geschäftsleuten und Anwohnern der Elbestadt. Sie gründeten die "Initiative pro Altstadt" und sorgten im Laufe des Jahres mit verschiedenen Aktionen für Aufmerksamkeit  - wie zum dem Zukleben von Schaufenstern im April.

Im September bescheinigte das Gutachten von Dr. Manfred Steinröx den Planern ein "unausgewogenes Konzept" - es gäbe keine konkreten Investoren, sondern lediglich Interessensbekundungen so der Gutachter.

Anfang November 2012 trat Stadtdirektor Jürgen Meyer Gerüchten entgegen, dass das Elbtalcenter gestorben sei - es werde weiterhin daran gearbeitet, so Meyer.

Dannenberg hat übrigens seit April mit Elke Mundhenk zum ersten Mal eine grüne Bürgermeisterin.

GORLEBEN/ENDLAGER

2012 gab es in Sachen Endlager für radioaktiven Abfall zwar immer noch keine definitiven Entscheidungen, aber trotzdem gab es viel Bewegung in der Endlagerpolitik.

Zunächst übernahm in Niedersachsen im Januar der 38-jährige Stefan Birkner das Amt des Umweltministers vom scheidenden Hans-Heinrich Sander. Kurz nach Amtsantritt löste Birkner bereits Kritik aus, weil er sich bei seinem Besuch des Salzstocks Gorleben nicht mit Vertretern des Gorleben-Widerstands treffen wollte.

Ende Januar legte dann (Noch)-Bundes-Umweltminister Norbert Röttgen einen ersten heiß umstrittenen Entwurf für ein Endlagersuchgesetz vor. Ein Bund-Länder-Kommission sollte in der Folge weitere Details diskutieren. Bis heute gibt es zwar mindestens zwei weitere Entwürfe - aber zu einer Einigung zwischen Bund- und Ländervertretern ist es bisher nicht gekommen.

Auch in Berlin stand ein Wechsel an: im Mai feuerte Bundeskanzlerin Merkel ihren einstigen "Musterschüler" Norbert Röttgen und setzte als neuen Bundesumweltminister den als Kanzler-Vertrauten eingestuften Peter Altmaier ein. 

Die Grünen beschlossen auf ihrem Bundesparteitag Mitte November zum Ärger der Gorlebengegner vor Ort dass Gorleben bei einem neuen Endlagersuchgesetz im Pool bleiben soll.

Unterdessen hatte eine Klage von Gorlebengegner gegen die Verlängerung des Betriebsplans für die Erkundung im Salzstock den Effekt, dass die Erkundung im Bergwerk gestoppt werden musste. Wider alle Erwartungen ließ das Bundesumweltministerium keinen Sofortvollzug beantragen. Peter Altmaier verkündete Ende November, dass die Erkundungen vorläufig eingestellt bleiben.

Die Bürgerinitiative und Teile der Grünen wie Rebecca Harms fehlt in den Entwürfen für ein Endlagersuchgesetz eine "echte Bürgerbeteiligung". Anfang Dezember beschlossen sie das Beschreiten neue Wege in der Endlagersuche: ein sogenannter "Zukunftsrat" soll eingerichtet werden, an dem BürgerInnen von Anfang an beteiligt ind. 

ELBE

Auch der Ausbau der Elbe auf der sogenannten "Reststrecke" zwischen Dömitz und Geesthacht blieb 2012 auf der Tagesordnung, obwohl Niedersachsens neuer Umweltminister Stefan Birkner einem Ausbau mehrfach eine deutliche Absage erteilte. Wie im Juli deutlich wurde, arbeiten das Bundesverkehrsministerium und das Bundesumweltministerium an einem "Gesamtkonzept Elbe"  mit dem der Spagat zwischen Naturschutz und Wasserwirtschaft geschafft werden soll. Erstaunlicherweise erklärte der bisherige Befürworter eines Elbausbaus, CDU-Staatssekretär Enak Ferlemann im Juli in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag, das niemand einen Ausbau plane.

Das Schicksal der Elbbrücke Neu Darchau blieb auch 2012 zweifelhaft: während 5000 menschen für den Brückenbau feierten, beschloss das Land, für höhere Baukosten der umstrittenen Brücke nicht eintreten zu wollen. Unterdessen hat der Landkreis Lüneburg im Oktober allerdings das Raumordnungsverfahren für den Bau der Elbbrücke eingeleitet.

KULTUR

Februar:
Ein Medienbericht über den sogenannten "Lüchower Pinkelstreit" wegen der Urinale im Stones-Museum löst einen weltweiten Medienhype aus. Der Suchbegriff "Jönsson-Olm" (Frauenbeauftragte der Stadt Lüchow) ergab danach bei Google über 2 000 000 Treffer. 

Mai:
In Gartow eröffnete der Westwendische Kunstverein eine bis dahin nie gezeigte, umfassende Werkschau des als Bankräuber bekannt gewordenen Malers Burkhard Driest.

Juni: Der Döblin-Preisträger Jan Peter Bremer liest in Dannenberg

Juli: Theater-Spektakel "Mythen der Freiheit" sorgt in Salderatzen für Diskussion über den Zwang zur Freiheit ...

Juli: In Dannenberg erstattet der Schulleiter des Gymnasiums Strafanzeige gegen die Herausgeber der Abiturs-Zeitung. Vor Gericht wird ein Vergleich geschlossen.

September: Zwei Wochen lang arbeiten auf dem Werkhof Kukate in einem "Design-Sommercamp" Studenten verschiedener Kunsthochschulen anhand konkreter Unternehmerwünsche an Entwürfen und Konzepten für kreative Marketingstrategien.

WAS SONST NOCH WAR

Februar: Mehrere Lüchow-DannenbergerInnen wählten den neuen Bundespräsidenten mit

März: Bio-Kartoffelbauer verschenken Kartoffeln

März: Talmühlbach rauscht darnieder: Nach dem Ablassen eines Fischteiches wird das gerade frisch renaturierte Tal des Talmühlbachs auf dem Höhbecks tiefgründig ausgespült

April: Der beeindruckende Neubau der Capio-Elbe-Jeetzel-Klinik wird mit viel Vorschusslorbeeren eröffnet.

ab März: auch in Lüchow-Dannenberg macht sich die Insolvenz des Schlecker-Konzerns bemerkbar

Mai: in Sallahn wird der erste schwule Schützenkönig Niedersachsens gekrönt ... 

Mai: Der Eichenprozessionsspinner sorgt für Ärger. Seine Bekämpfung wird durch starre bürokratische Regeln und komplizierte Antragsprozesse behindert

Juni: der 7-jährige Luke erhält die Niedersächsische Rettungsmedaille

August: ein Feuer zerstört den EDEKA-Markt in Gartow

Oktober: Auch in Lüchow-Dannenberg werden Vorbereitungen zum umstrittenen Frackingverfahren bekannt. Sowohl Landkreis als auch das Land sprechen sich gegen die umstrittene Technologie zur Förderung "unkonventioneller Gasvorkommen" aus.  

Dezember: in Gartow geht eine Ära zu Ende: Der bisherige Nikolaus (Andreas Graf von Bernstorff) verabschiedet sich als Nikolaus vom Weihnachtsmarkt - und übergibt das Zepter an die jüngere Generation.

Dezember: Dannenbergs historischer Bahnhof erglänzt in neuem modern-klassischem Gewand. Mit eleganten Veranstaltungsräumen und einer ständigen Gatronomie soll mehr Leben in den Bahnhof einziehen.  

Foto / Hagen Jung: Mit zugeklebten Schaufenstern und aufrüttelnden Sprüchen protestierten Dannenberger Geschäftsleute gegen die Ansiedlung eines Einkaufscenter außerhalb der Innenstadt.






2012-12-31 ; von Angelika Blank (autor),

jahresrückblick   2012  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können