Thema: verkehr

Diskussion: Bahn-Güterverkehr durch Lüchow-Dannenberg?

Das "Dialogforum Schiene-Nord" hat kürzlich einen Trassenvorschlag für den Bahn-Güterverkehr aufgenommen, der über Dannenberg nach Dömitz führen würde. ANU-Wendland will das Thema am Freitag öffentlich diskutieren.

Die KritikerInnen der kürzlich vorgeschlagenen Trassenführung befürchten, dass bei Realisierung dieser Strecke die Gemeinden zwischen Lüneburg und Dannenberg massive Belastungen durch permanent laufenden Güterverkehr auszuhalten haben werden.

Doch bis April bleibt diese - insgesamt neunte - Variante einer neuen/ausgebauten Bahnstrecke für Güterverkehr zwischen den Nordhäfen (Hamburg, Bremerhaven, Wilhelmshaven) und dem Süden der Republik auf der Agenda des Dialogforums Schiene Nord. Bis dahin wollen die Teilnehmer dieses Forums die Vorschläge für Trassenführungen mindestens auf einige wenige eingrenzen.

Fahrgast-Rat für langsame Güterbahn  

Der Fahrgast-Rat im Wendland sieht den kürzlich eingebrachten Trassenvorschlag wesentlich entspannter als die KritikerInnen. "Die ganze Argumentation der 'Güterbahn-Gegner' zeigt einen eklatanten Wissensmangel im Bezug auf Schienengüterverkehr und Logistik im Allgemeinen," betont der Fahrgast-Rat Wendland. "So wird das völlig unrealistische Schreckgespenst von mit 160 km/h dahinrasenden Güterzügen im 7-Minuten-Takt an die Wand gemalt."

Nach Ansicht des Fahrgastrates werde der Güterverkehr auf der Schiene mit einer Art unrealistischem, S-Bahn-artigem Güterschnellverkehr verwechselt, und das könnte daran liegen, dass die Wortführer eben nur den Personenverkehr auf der Schiene kennen und von Güterverkehr und Logistik keinen Schimmer haben.

In den USA, so der Fahrgast-Rat, wo die Schiene im Güterverkehr einen Marktanteil von etwa 45 % mit steigender Tendenz hat (zum Vergleich EU: etwa 17 % mit fallender Tendenz), also ganz offensichtlich rein wirtschaftlich sehr erfolgreich ist, sind viele Güterzüge, auch auf neu (aus)gebauten Strecken, verhältnismäßig langsam unterwegs. "Aber, und das ist das Entscheidende, sie fahren," so Thorsten Hensel vom Fahrgastrat. "Bei uns stehen Güterzüge häufig herum, weil Personenzüge immer Vorrang haben und viele Ausweichgleise und auch parallele Alternativstrecken in der Vergangenheit abgebaut worden sind."

Es komme bei der Planung einer alternativen Strecke nicht auf irgendwelche Höchstgeschwindigkeiten der Züge an, sondern nur auf eine Entflechtung von schnellem Personenverkehr und dem eigentlich immer langsameren Güterverkehr, so der Fahrgastrat weiter. Es genüge also vom wirtschaftlichen Standpunkt her betrachtet, wenn ein Güterzug 60-80 km/h fährt, Hauptsache, er muss nicht dauernd quietschend anhalten und dann lärm- und energieintensiv wieder anfahren.

Der befürchtete 7-Minuten-Takt wäre bei einer eingleisigen Strecke aber nicht nur durch das ständige Anhalten der sich begegnenden Züge in den Ausweichstellen unwirtschaftlich, sondern durch die Länge und Anzahl der benötigten Ausweichen technisch schlicht und einfach unmöglich. "Die Güterbahngegner beweisen also, dass sie schlicht keine Ahnung von der Materie haben, wenn er von diesen Horrorszenario schwadronieren," sind die Bahn-Befürworter überzeugt.

Eine derart dichte Belegung mit Zügen sei auh wirtschaftlich nicht notwendig, denn in den USA fährt auch auf neu gebauten Strecken häufig nicht mehr als ein Zug pro Stunde und Richtung, und dennoch rentiere sich diese Investition offenbar. Für den Personenverkehr auf der Wendlandbahn bliebe genügend Platz, er müsste also auch bei einem Ausbau der Strecke entgegen der Horrormärchen der Anlieger nicht eingestellt werden, sondern würde von der wieder hergestellten Verbindung nach Osten sogar profitieren

Das Thema kann auf Einladung der ANU Wendland am Freitag, dem 27. Februar, ab 19.30 Uhr im Ostbahnhof Dannenberg ausführlich diskutiert werden.




2015-02-26 ; von asb (autor), pm (autor),
in Dannenberg (Elbe), Deutschland

verkehr   bahn   wirtschaft  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können