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Befürchtungen: Führt neue Eisenbahntrasse für Güterverkehr durch Lüchow-Dannenberg?

Eine Informationsveranstaltung über den Aufbau neuer Bahnstrecken für den Güterverkehr brachte dieser Tage neuen Wind in die Debatte über eine womögliche Trassenführung durch Lüchow-Dannenberg. Nach Ansicht von Kritikern droht eine Güterverkehrstrasse zwischen Lüneburg über Dannenberg nach Dömitz.

Vortragender im Kultubahnhof Hitzacker war Wolf Kobernuss aus Boitze, der sich seit einiger Zeit intensiv mit den Plänen der Bahn beschäftigt. Er zitierte in Hitzacker im Wesentlichen aus Plänen der Bahn (DB) und aus einem Gutachten des Verkehrsclubs Deutschland (VCD).

Nach Kobernuss Vortrag untersucht die DB zur Zeit sieben alternative Strecken, um vor allem für den Hamburger Hafen eine Hinterlandanbindung vorhalten zu können. Keine davon betreffe bisher den Landkreis Lüchow-Dannenberg, denn es geht „eigentlich“ um die güterverkehrliche Verbindung von Hamburg, Hannover und Bremen (daher „Y“) inkl. Wilhelmshaven und Bremerhaven. In einem über das ganze Jahr 2015 laufenden so genannten „Dialogforum Schiene Nord“ sollen betroffene Bürger/-innen, Gemeinden etc. von vornherein in die Planungen mit einbezogen werden.

Nun soll nach Informationen von Kobernuss am Freitag in Celle bei einer weiteren Sitzung des Dialogforums ein achter Vorschlag eingebracht werden. Diese hatte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) bereits im letzten Jahr ins Spiel gebracht - wnet berichtete: click! hier. Diese sogenannte "Breimeier-Trasse" (nach ihren Urheber benannt Dr. Rudolf Breimeier, Ministerialrat a. D. und Vater der eigentlichen „Y-Trasse“ benannt) führt von HH-Harburg über Lüneburg, Dannenberg, Dömitz nach Wittenberge.

Ziel dieser neuen Variante soll es sein, die Häfen von Containerlagerungen zu entlasten, indem im Binnenland eine neue Umschlagstation aufgebaut wird - Wittenberge könnte hier nach Vorstellungen des VCD ein guter Standort sein.

Die Initiative, die sich gegen eine womögliche Trassenführung durch Lüchow-Dannenberg wendet, geht davon aus, dass auf dieser neuen Eisenbahntrasse täglich rund 220 Züge rollen sollen, jeweis doppellagig mit Containern beladen - das entspräche einer Taktfrequenz von 6,5 Minuten.

Wie gesagt: bisher ist dieser Vorschlag des VCD nicht als ernstzunehmende Variante in den Planungsprozess aufgenommen worden. Doch nach Ansicht der Trassengegner könnte es am Freitag bei der nächsten Sitzung des „Dialogforums Schiene Nord“ dazu kommen, dass dieses Gremium die sogenannte "Breimeier-Trasse" als Variante mit aufnimmt.

Für Landrat Jürgen Schulz ist es "sehr unwahrscheinlich", dass der VCD-Vorschlag formell in die Variantenbetrachtung aufgenommen wird. "Das ist viel zu teuer," zeigt sich Schulz überzeugt. Immerhin müsse eine neue Eisenbrücke zwischen Dannenberg und Dömitz gebaut werden, um das Vorhaben zu realisieren. Außerdem sei derzeit unklar, welche Bindungskraft die Beschlüsse des Dialogforums "Schiene Nord" haben.

Dialogforum Schiene Nord - dem formellen Planungsprozess vorgeschaltet

Auf Nachfrage von wnet bei der beauftragten Agentur, die das Dialogforum durchführt, stellte sich heraus, dass am Freitag, dem 13. Februar neben dem VCD-Vorschlag und den sieben bereits seit Monaten diskutierten Trassenvarianten auch ein neuer Vorschlag der SPD-Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Celle/Uelzen, Kirsten Lühmann , auf der Tagesordnung stehen wird - die sogenannte "Alpha-Variante". Diese schlägt einen Ausbau vorhandener Strecken zwischen Lüneburg und Uelzen bzw. zwischen Uelzen und Stendal vor. Dieser Vorschlag berücksichtigt den bereits im Bau befindlichen Streckenausbau, der zwischen Schnega und Bergen den Landkreis Lüchow-Dannenberg am Rande berührt. Ansonsten berührt Lühmanns Vorschlag Lüchow-Dannenberg - soweit auf den ersten Blick ersichtlich - nicht. Die Teilnehmer des Dialogforums werden auf ihrer ersten Sitzung beschließen, welche Trassenvarianten sie betrachten wollen. Es wird sich also am Freitag entscheiden, ob die "Breimeier-Variante" weiter diskutiert wird.

Und welche Verbindlichkeit haben die Beschlüsse des Dialogforums? Nach eigenem Bekunden auf der Internetseite ist das Dialogforum "sämtlichen formalen Entscheidungs- und Planungsverfahren vorangestellt." Nach der Selbstdarstellung auf der Internetseite können die Teilnehmer im Forum ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger schon im Vorfeld der formellen Verfahren ihre Belange und Ideen einbringen und dadurch zur "Optimierung der vorliegenden Varianten" beitragen. "Die Ergebnisse des Dialogforums fließen dann in die Bundesverkehrswegeplanung ein," heißt es dort weiter.   

Neben VertreterInnen von betroffenen Kommunen und BürgerInnen nehmen Vertreter der Deutschen Bahn, der Länder-Verkehrsministerien sowie des Bundesverkehrsministeriums am Dialogforum teil. Die Beschlüsse des Dialogforums sollen dann nach politischem Willen "Berücksichtigung" im weiteren Planungsverfahren finden. Eine juristische Verbindlichkeit haben die Beschlüsse des Dialogforums nicht.

Nach Einschätzung der Agentur ist wenig realistisch, dass am Ende des Prozesses nur eine Trassenvariante übrig bleiben wird - zumal selbst die beteiligten Bürgerinitiativen lediglich eine Rankingliste als Ziel ihrer Beteiligung sähen, so Pressesprecher Marcel Winter.

Unterlagen wie die eingebrachten Trassenvarianten, weitere Dokumente sowie der Terminplan des Diskussionsforums sowie die Nummer des Bürgertelefons stehen im Internet unter www.dialogforum-schiene-nord.de zur Verfügung. Hier werden auch die Sitzungen des Forums live übertragen und bleiben danach auf der Internetseite weiter abrufbar.

Des weiteren können Anregungen und Vorschläge über diese Adresse online eingebracht - oder aber auch per Postkarte eingereicht werden. Nach Plan sollen diese von außen eingebrachten Anregungen, Vorschläge oder Kritikpunkte vom Moderator der Dialogforen vorgetragen werden. Ein Bürgertelefon soll zusätzlich als Anlaufstelle für BürgerInnen dienen.

Foto / „Bundesarchiv Bild 183-S1212-0012, Dresden, Güterbahnhof“ von Bundesarchiv, Bild 183-S1212-0012 / CC-BY-SA: 1977 sahen die Güterwaggons noch anders aus - an der Fülle auf den Umschlagstationen hat sich jedoch nichts geändert. Und: die Standorte der relevanten Umschlagstationen ändern sich je nach Güterfluss im Lauf der Zeit.



2015-02-10 ; von Angelika Blank (autor), pm (autor),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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