Thema: castor2010

Greenpeace macht Hütt-Bier weithin bekannt

Hütt Bier? Gibts das wirklich - oder haben Greenpeace-Aktivisten sich dieses Getränk ausgedacht und ihren Blockade-Lastwagen zwecks Tarnung mit dem Werbespruch für fiktiven Gerstensaft bemalt? Die Frage mag berechtigt sein, ist doch Hütt-Bier in Lüchow-Dannenberg nicht sehr bekannt. Antwort: Die Hütt-Brauerei gibt es seit über 250 Jahren in Hessen, und nach wie vor ist sie im Besitz der Gründer-Familie.

Im Norden des benachbarten Bundeslandes, gar nicht sehr weit weg von der Grenze zu Niedersachen, etwas westlich von Kassel gelegen, ist in Baunatal die "Hütt-Brauerei Bettenhäuser Gmbh & Co. KG" zu finden - nebst dem Brauerei-Gasthaus "Knallhütte". Im März 1752 begann die Geschichte der nunmehr einzigen mittelständischen Privatbrauerei in Hessen. Seinerzeit erhielt der Gründer des Familienunternehmens, Johann Friedrich Pierson, die Konzession zum Kessel-Bierbrauen. Anfangs braute Pierson nur im eigenen Gasthaus, doch der Zuspruch der Bierfreunde war so groß, dass schon 1765 ein Brauhaus angebaut wurde.

Märchen aus der Knallhütte für die Brüder Grimm

Der Name "Knallhütte" in der Adresse der Brauerei hat seinen Ursprung im Peitschengeknalle der Fuhrleute, das zu hören war, wenn sie sich dem Gasthaus und der Brauerei näherten. Einen besonderen Platz in der Geschichte der Brauer-Familie hat Katherina Dorothea Viehmann, geborene Pierson: Sie hörte in der Gastwirtschaft ihres Vaters von den Durchreisenden oft interessante Sagen und Geschichten. Diese wiederum merkte sich die aufmerksame Frau so gut, dass sie sie später den Brüdern Grimm für deren Märchen-Sammlung weitererzählen konnte. Eine ausführliche Chronik des Brauhauses ist hier nebst weiteren Infos zu Hütt und Knallhütte zu finden.

Im Jahre 2009 produzierte die Hütt-Brauerei laut aktuellem Firmenportrait rund 61.000 Hektoliter Bier und 7.500 Hektoliter alkoholfreie Getränke. Das Unternehmen beschäftigt 44 MitarbeiterInnen, davon zwei Auszubildende. Der Umsatz summierte sich 2009 auf rund 7,5 Millionen Euro.

"Von Policey wegen geprüft"

Vorweisen kann das Brauhaus für seine Produkte mehrere Auszeichnungen - nicht allein Prämiierungen der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft (DLG), sondern auch Anerkennungs-Dokumente aus längst vergangenen Tagen. Vor solchen Auszeichnungen wurden schon damals strenge Qualitätsprüfungen vorgeschrieben, 1789 etwa hieß es: „Das Bier darf auch eher nicht angezapft werden, bis es von Policey wegen geprüft worden.“

"Von Policey wegen" nicht gründlich geprüft wurde nun der Lkw, der die Brauerei ohne deren Wissen bundesweit bekannt machte. Der Lkw war vor geraumer Zeit als Gebrauchtwagen verkauft worden, offenbar in der Annahme, dass künftige Nutzer die Firmen-Werbung überlackieren werden. Der Lkw verschwand und niemand (bei Hütt) wusste, wo er war und blieb - bis nun die Presse vielerorts vom Greenpeace-Einsatz schrieb.

PS: Bei zukünftigen Verkäufen wird die Brauerei nun die LKW-Beschriftungen entfernen lassen, damit sie nicht noch einmal "zweckentfremdet" benutzt werden können, so der Besitzer der Brauerei in einem Fernseh-Interview.

Foto: Im Biergarten des Brauhauses Knallhütte / Foto: Hütt-Brauerei




2010-11-10 ; von Hagen Jung (autor),

castor2010   bier   greenpeace  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können