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Krimi-Dinner: Fiese Matenten auf Mörderjagd

Genuss für Gaumen, Aug und Ohr zugleich bietet das hiesige Improvisationstheater „Fiese Matenten“ mit einer neuen Idee: dem Impro-Krimi-Dinner. Die kulinarisch begleitete Mörderjagd hatte jüngst in privatem Rahmen in der alten Wassermühle in Prisser bei Birgit und Hartwig Höppner Premiere.

Genau betrachtet, ist jeder „kriminelle“ Auftritt der rührigen Laiendarsteller eine Premiere für sich, denn: Es gibt keine Textvorlage, keine vorgezeichnete Handlung, keine wiederkehrenden bestimmten Personen. Nur ein großer Rahmen ist vorgegeben, wie im Fernseh-“Tatort“: Jemand wird umgebracht, mehrere Verdächtige kommen als Mörder in Frage, der wahre Täter wird zum Schluss ermittelt, fertig. Das Dessert darf serviert werden!

Doch bevor der erste Gang des Menüs aufgetragen wird - in Prisser war es würzige Kürbissuppe -und noch bevor eine Leiche am Boden liegt, ist die Aktion der Gäste, der Zuschauerinnen und Zuschauer gefragt. Sie verleihen den Krimi-Akteuren die Namen, übertragen ihnen einen Beruf und sprechen ihnen auch eine auffällige Besonderheit zu. So wurde zum Beispiel der reiferen Dame, die der Gästekreis in Prisser zur adligen pensionierten Lehrerin machte, durchs Publikum auferlegt, während des ganzen Stückes zu lispeln.

Basisdemokratische Verbrechersuche

Die Ruheständlerin war es dann auch, die auf einer Wiese – auch Opfer und Tatort bestimmen die Zuschauer – mit einem Schal erdrosselt wird. Aber von wem? Nun beginnt die Arbeit des Kommissars. Es wird verhört, die Verdächtigen begegnen sich, es wird beschuldigt, verteidigt, gerechtfertigt, gemutmaßt. Niemand weiß, was sein Gegenüber sagen wird, es gibt ja kein Textbuch, stets wird spontan reagiert – Improvisation pur eben. Dennoch fließt die Handlung, müssen die Fiesen Matenten nie nachsinnen, die Dialoge wirken überraschend wie einstudiert, sind es aber nicht. Improvisation bestimmt die Handlung vom Anfang bis zum Ende, so dass keine Aufführung der anderen gleichen wird.

Das Ende selbst, die Auflösung des Falls, liegt beim Publikum. Basisdemokratie ist angesagt, das akzeptiert sogar der strenge Kommissar. Er lässt die Gäste darüber abstimmen, wer denn nun die Täterin oder der Täter ist. In der Prisser-Premiere verurteilten die Zuschauer eine Drogeriemarkt-Kassiererin dazu, die ihre triste Tätigkeit in der Freizeit durch engagierten Tierschutz auszugleichen versucht, dabei aber in Fanatismus abgleitet und der Pelztierschal tragenden Lehrerin mit eben jenem „unkorrekten“ Accessoire die Kehle zuschnürt.

Ein gar köstlicher Abend, so lautete die einhellige Meinung des etwa 40-köpfigen Publikums – und dieses Resümee bezog sich gleichermaßen auf die Darbietung der Fiesen Matenten als auch auf das Menü, dessen vier Gänge zwischen den Szenen serviert wurden.

Nun freuen sich die „Impros“ auf weitere Aufführungen. Wo und wann? „Wir spielen auf jeder Feier – ob bei familiären Anlässen, Betriebsfesten, Klassentreffen und, und, und...“, verspricht Hella Pfefferling-Hunold für die Fiesen Matenten. Über Details erfahren Interessierte Näheres unter Telefon (0 58 61) 70 54. Hagen Jung

Foto: Hagen Jung / Fiese Matenten im „kriminellen“ Spiel




2012-10-08 ; von Hagen Jung (autor),
in Prisser, 29451 Dannenberg (Elbe), Deutschland

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