Thema: umwelt

Wanted: Der "Schmalflügelige Pelzbienen-Ölkäfer"

Biologen des Instituts für Bienenkunde in Celle fahnden derzeit in Niedersachsen nach Fundorten des "Schmalflügeligen Pelzbienen-Ölkäfers". Denn der kleine schwarze Käfer, der nicht einmal fliegen kann, wird in Deutschland immer öfter gesichtet. Ein Zeichen für Umweltveränderungen?

Warum dieses Interesse eines Bieneninstitutes für einen kleinen schwarzen Käfer, der nur einen Zentimeter groß wird und nicht einmal fliegen kann? „Dieser unscheinbare Käfer ist in seiner Entwicklung von erd- und mauernistenden Wildbienen abhängig, weil er sich in deren Nestern an den eingetragenen Vorräten gütlich tut und dort entwickelt. In den Kolonien von Honigbienen hat er jedoch keine Chance. Die aktuelle Diskussion um die Klimaerwärmung zeigt zudem, dass die Natur immer in Bewegung ist. Da tauchen manche Arten wieder auf, die sonst in Südeuropa vorkommen. Die Natur liefert die besten Indikatoren für Umweltentwicklungen und -veränderungen. Vielleicht ergeben sich auch mit der Ausbreitung des Schmalflügeligen Pelzbienen-Ölkäfers in Niedersachsen neue Erkenntnisse über unsere Wildbienen, deren Bedeutung für die Bestäubung lange Zeit unterschätzt wurde. Während der Käfer früher vereinzelt nur in der Rheinebene gefunden wurde, ist er mittlerweile seit 2005 vereinzelt auch bei uns gesichtet worden," erklärt Dr. Werner von der Ohe, Leiter des Instituts.

Zur Zeit rätseln Experten noch, warum der Käfer sich ausbreitet. Sitaris muralis, hat eine besondere Vermehrungsstrategie. Die Larven von Sitaris muralis entwickeln sich parasitisch in den Nestern von Solitärbienen, die in der Erde und in Mauerritzen nisten. In die Nester ihrer Wirte gelangen die Larven „per Taxi". Im Frühjahr klammern sie sich im Haarkleid der ausfliegenden Bienen-Männchen fest, wechseln bei der Paarung auf die Weibchen über und lassen sich von diesen in die Nester tragen. Dort verlässt die Käferlarve die Biene und vertilgt deren Pollen, Nektar und Bieneneier. Bis zum Frühjahr des folgenden Jahres entwickelt sich die Larve zum Käfer. Jetzt im August schlüpfen die Käfer und sind bis Anfang September auch in „Stadtbiotopen" selbst von Laien zu erkennen. Nur wenige Tage darauf legen die Weibchen in der Nähe der Wildbienennester ein Eipaket von bis zu 2700 Eiern ab. Nach drei bis vier Wochen schlüpfen die Larven, überwintern und nehmen im Frühjahr darauf ihrerseits „das Taxi".

Früher nisteten Solitärbienen oft an Hohlwegen, Lösswänden und unverputzten Hauswänden. Diese Nistplätze sind zu einem großen Teil aus unserer Kulturlandschaft verschwunden, so dass Fundmeldungen des Schmalflügeligen Pelzbienen-Ölkäfers selten waren, so er wie alle Ölkäfer auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht. In jüngster Zeit findet man den Käfer gelegentlich an regengeschützten und sonnenexponierten Hauswänden oder unter Balkonen. Bis zu Beginn der 90er Jahre war Sitaris muralis ausschließlich in der Rheinebene bekannt. 2005 tauchte der Schmalflügelige Pelzbienen-Ölkäfer laut Dr. Lückmann erstmals auch in Celle in Niedersachsen auf und. 2006 wurde er nach fast 140 Jahren in Hamburg wieder gefunden

Um möglichst viele Informationen über die Verbreitung und das Vorkommen des Käfers zu erhalten, bittet das Bieneninstitut des LAVES alle Naturfreunde, ihre Beobachtungen und Funde des Schmalflügeligen Pelzbienen-Ölkäfers aber auch anderer Ölkäfer-Arten, wenn möglich mit Photos, an Dr. Johannes Lückmann zu melden. (Dr. Johannes Lückmann, Ernst-Ludwig Promenade 2a, 64625 Bensheim,  Telefon 0176/50435121, E-mail: sitaris[ät]t-online.de.)

Foto: Land Niedersachsen, Dr. Bernd Stein




2011-07-28 ; von asb (autor),

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