Thema: atommüll

Wurde bei der Fertigung von Castorbehältern falscher Stahl benutzt?

Es gibt einige Indizien dafür, dass es sich bei den Qualitätsmängeln an neun Castorbehältern im Zwischenlager Gorleben nicht nur um Dokumentationsfehler handelt: Bereits im April 2015 war in Frankreich festgestellt worden, dass bei verschiedenen Reaktordruckgefäßen falscher Stahl verwendet worden war.

Aufgefallen waren die Mängel zunächst bei einer Kontrolle von Reaktordruckgefäßen, die im neuen Druckwasserreaktor in Flamanville (Frankreich) eingebaut sind. Dort war festgestellt worden, dass am Boden und am Dom des Druckgefäßes falscher Stahl verwendet worden war. Produziert hatte diese Teile ein Schmiedewerk von Areva in Le Creusot (Saône-et-Loire).  

Nach dem Wirtschaftsmagazin "Handelsblatt" war dies der Auslöser für eine umfangreiche Prüfung, die Areva in Auftrag gegeben hatte. Sie wird von internen Kräften und von der britischen Firma Lloyds Register Apave durchgeführt, so das Handelsblatt. Insgesamt werden Fertigungsprotokolle bis in die 60er Jahre zurück überprüft, teilte Areva mit.

Bei diesen Prüfungen wurde festgestellt, dass mehr als 400 Protokolle in den Fertigungsdokumentationen unvollständig, widersprüchlich oder offenbar gefälscht sind. Dabei handelt es sich lt. Handelsblatt um Dokumentationen für "nukleare Teile wie Druckbehälter, Pumpengehäuse, Pumpenringe und anderes“, sagte die Sprecherin. Diese Teile sind für den sicheren Betrieb eines Reaktors unerlässlich. Schadhafte Teile könnten dazu führen, dass die Kühlung des Reaktors nicht mehr funktioniert - radioaktives Wasser könnte austreten.

Betroffen von den mangelhaften Dokumentationen sind auch Castorbehälter vom Typ TN 85, von denen neun im Zwischenlager Gorleben gelandet sind. Aufgrund der mangelhaften Dokumentationen ist unklar, ob auch bei diesen Behältern falsche Materialien verwendet wurden wie bei den Reaktordruckgefäßen in Flamanville.

Nach dem luxemburgischen Magazin "Tageblatt" wird in 21 französischen Atomreaktoren mit Stahl gearbeitet, der nicht den Spezifikationen entspricht, die für die jeweiligen Reaktoranlagen verlangt war. Das gehe aus einer Notiz der nuklearen Aufsichtsbehörde ASN vom 16. Juni 2016 hervor , so "Tageblatt". Zur Überprüfung sei deshalb vergangene Woche der Reaktor 2 im AKW Fessenheim stillgelegt worden.

Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel hat nun zunächst Stellungnahmen der GNS als Betreiber, als auch von der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) zu im Detail betroffenen Bauteilen eingefordert. Zudem sollen Sachverständige Stellungnahmen und sicherheits­technische Bewertungen vornehmen. "Nach Prüfung dieser Stellungnahmen ist zu prüfen, inwieweit auch konkrete Untersuchungen der betroffenen Castorbehälter durchgeführt werden müssen," so Wenzel am  

Foto / Bundesamt für Strahlenschutz : Der Castorbehälter TN 85 wurde erstmals im Jahre 2008 eingesetzt, um Atommüll nach Gorleben zu bringen. Er war eigens entwickelt worden, um die höhere Temperaturen entwickelnden Glaskokillen transportieren zu können.




2016-06-25 ; von Angelika Blank (autor),
in 29475 Gorleben, Deutschland

atommüll   castor  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können