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Waldbrandstufe 5: Heiße Zeiten in der Überwachungszentrale

Verheerende Brände wie in Schweden oder Griechenland möchte hierzulande niemand erleben. Es gibt einige Vorsorgemaßnahmen. Doch am wichtigsten ist das Verhalten von Wald- und Wiesenbesuchern.

Die damals Beteiligten bzw. Betroffenen können sich noch gut an den Waldbrand von 1975 erinnern, bei dem zwischen Gorleben und Trebel rund 2000 Hektar Wald abbrannten. Drei Ortschaften (Nemitz, Lanze, Prezelle) wurden damals evakuiert - blieben aber letztendlich verschont.

In diesem Sommer ist die Wetterlage ähnlich wie damals: wochenlange Trockenheit hatte Wälder, Felder und Wiesen austrocknen lassen. Von den Stürmen des letzten Winters umgeworfene Baumstämme liegen immer noch - inzwischen ausgetrocknet - im Wald herum. 1975 kam noch kräftiger Wind hinzu, der die Feuer immer wieder anfachte.

Die aktuellen Bilder von verheerenden Waldbränden in Schweden und Griechenland stimmen nachdenklich. Bisher konnten die 347 Brandmeldungen in der Lüneburger Brandüberwachungszentrale, die es dieses Jahr schon gab, von den Feuerwehren schnell unter Kontrolle gebracht werden. Aber reichen die vorbeugenden Schutzmaßnahmen wirklich aus? Und welche gibt es überhaupt?

20 Überwachungs-Kameras für die Sicherheit

Ab Waldbrandwarnstufe 3 ist die Lüneburger Zentrale mit speziell geschulten Forstwirten besetzt. Sie überwachen eine Fläche von 10.000 Quadratkilometern, davon etwa 400.000 Hektar Wald im ost-niedersächsischen Tiefland. Sobald eine der 20 hochempfindlichen Sensoreinheiten an 17 Standorten eine Rauchentwicklung aufgespürt hat, erfolgt eine automatische Meldung an die Zentrale.

Dort wird die Meldung der Livebilder ausgewertet, analysiert und eine exakte Verortung über Kreuzpeilung vorgenommen. Bei einem bestätigten Brandereignis wird sofort die zuständige Feuerwehrleitstelle benachrichtigt und mit entsprechenden Informationen versorgt. „Unser Ziel ist es, alle Waldbrände so früh wie möglich zu lokalisieren und erfolgreich zu bekämpfen. Wir wollen die Entwicklung größerer Brandereignisse verhindern, um Schäden so gering wie möglich zu halten", sagt Helmut Beuke, Leiter der niedersächsischen Waldbrandüberwachungszentrale.  

Bei guter Sicht sei es möglich, Obj ekte in einer Entfernung bis zu 65 Kilometer anzusteuern. Die Kameras sind in 30 bis 65 Metern Höhe an Funkmasten oder Feuerwehrtürmen installiert. Zwei hängen zum Beispiel am Förderturm des Erkundungsbergwerks in Gorleben. Die Sensoren reagieren sensibel auf die Veränderung von Grautönen, wie bei Rauchwolken.

Von den rund 350 Bränden im gesamten Überwachungsbereich fanden allein 40 in Lüchow-Dannenberg ausgebrochen. "Das waren gleichermaßen Wald- und Ackerbrände," so Lüchow-Dannenbergs Kreisbrandmeister Claus Bauck. "Doch auch dank der Landwirte wurden die Brände schnell entdeckt und konnten deshalb schnell gelöscht werden."

"Endlich fliegen die Überwachungsflugzeuge"

Angesichts der extremen Trockenheit und der längst ausgerufenen höchsten  Waldbrandgefahrenstufe 5 ist Baucks größte Sorge, dass die Kameras nicht ausreichen, um Brände schnell genug zu erkennen - und sich so katastrophale Brände wie in Schweden oder Griechenland entwickeln. Er fordert deswegen gemeinsam mit Berufskollegen, die beiden vorhandenen Überwachungsflugzeuge wieder aufsteigen zu lassen.

"Erst auf unseren (Anmerkung: mehrerer Kreisbrandmeister) massiven Druck hin hat das Landwirtschaftsministerium nun die Erlaubnis gegeben, dass die beiden Überwachungsflugzeuge wieder aufsteigen dürfen," so Bauck. Doch eigentlich hätte Bauck und seine Kollegen lieber gehabt, dass drei Flugzeuge unterwegs sind. "Wir sind aber schon froh, dass es uns damals nach einem Riesenkampf wenigstens gelungen ist, zwei Cessnas bewilligt zu bekommen."

Seitdem im Jahre 2011 die Brandüberwachung auf Kameras umgestellt worden war, sind die Flugzeuge nur noch selten zum Einsatz gekommen. Doch diese Woche haben sie ihre Überwachungsflüge wieder aufgenommen.

Und wie steht es mit der Wasserversorgung im Ernstfall? "Es gibt zwar in den Wäldern teilweise fest installierte Wasserentnahmestellen, aber das meiste Wasser muss über lange Wege herangebracht werden," so Bauck. Mit Landwirten und dem Maschinenring seien aber vorsorglich Gespräche geführt worden, so dass im Brandfall gefüllte Fruchtwaser-Tankwagen zur Verfügung stehen, die vom Maschinenring an den Brandort gebracht werden.

An dieser Stelle ist es Bauck ein Anliegen, den hiesigen Landwirten ein großes Lob auszusprechen. "Bei vergangenen Bränden haben sich die Landwirte immer wieder als wertvolle Helfer erwiesen," freut sich der Kreisbrandmeister. "Teilweise brachten sie Wasser schon an die Brandstellen ohne überhaupt aufgerufen worden zu sein. Das hat immer hervorragend geklappt, ohne dass man da hinterher sein musste."

Raus aus den Wäldern und kein offenes Feuer

Die aktuelle Situation ist im wahrsten Sinne des Wortes brenzlig. Nach den letzten Prognosen wird sich die Wetterlage so schnell auch nicht ändern. "Es reicht ein kleiner Funke, um einen Brand auszulösen," warnt Bauck. "Da genügt eine weggeworfene Zigarette - aber auch abgelegter Rasenschnitt. Bei den aktuellen Temperaturen kann dieser anfangen zu gären, Wärme entwickeln und sich selbst entzünden."

Um katastrophale Brände zu verhindern, sollten also folgende Spielregeln eingehalten werden:

- Betreten der Wälder vermeiden
- keine glimmenden Zigarettenkippen wegwerfen
- kein offenes Feuer bzw. Grillen
- das Auto nur auf befestigten Plätzen abstellen
- Müll vermeiden (jede Flasche, Folie, Feuerzeug kann zur Brandquelle werden)
- Waldbrände sofort der Feuerwehr (112) melden

Foto: Einsatzfahrzeuge beim Waldbrand 1975




2018-07-25 ; von asb/pm (text),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

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